Vorgehensweise bei Multi-Drogen ?

Hier geht es um Themen, die das Verwaltungsrecht mit dem Fahrerlaubnisrecht kombinieren
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Nix.Nutz
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Vorgehensweise bei Multi-Drogen ?

Beitrag von Nix.Nutz » Fr 15. Okt 2004, 17:21

Einem Kollegen, dem ich bisher nur gelegentlichen Canabiskonsum zugetraut hätte, ist folgendes passiert:

Auf betreiben seiner Ex-Freundin fand Montagsmittags, als er von Frühschicht kam, bei ihm eine Hausdurchsuchung statt.

Gefunden wurden: 0,5g Kokain, 1,3g Heroin und 5,7g Marihuana.
Eine daraufhin durchgeführte Blutprobe ergab:
0,103 mg/l Benzoylecgonin
0,005 mg/l Methylecgonin
Morphin (ohne Mengenangabe)
1,4 ng/ml THC
1,1 ng/ml Hydroxi - THC
11 ng/ml THC - Carbonsäure

Der Führerschein wurde sofort sichergestellt.
Er war vorher unbescholten und hat nun einen Strafbefehl mit mehreren tausend Euro Geldstrafe, sowie Entzug der Fahrerlaubniss mit der Massgabe , das die Fahrerlaubnisbehörde vor Ablauf von 6 Monaten keine neue Erlaubnis ausstellen darf, bekommen.
(die genaue Ausdrucksweise bzgl. Führerscheinentzug weiss ich jetzt leider nicht)

Nun zu meinen Fragen.
Er hat mir erzählt, das dies ein einmaliger Fehltritt wegen einem Besuch von alten Freunden am Sonntag davor gewesen sei.
Würden die vorgenannten Werte dies bestätigen, oder ist es eher gelogen?

Muss er zum Rückerhalt des Führerscheins auf jeden Fall eine MPU machen, oder gäbe es, evttl. nach Absprache mit der Kreisverwaltung, auch die Möglichkeit seine Drogenfreiheit ab sofort bei einem angessenen Arzt nachzuweisen, und auf eine MPU zu verzichten ?
(Die nächste MPU-Stelle liegt 80km entfernt und ist ohne Auto echt schwer zu erreichen)

Oder wie kann und sollte er vorgehen?
(als kleines Schmankerl: Obwohl er schon seit mehreren Jahren auf dem Dorf lebt, ist er noch mit Erstwohnsitz in einer größeren rheinischen Kreisstadt gemeldet. Wenn die Erlaubnisbehörde einen Ermessensspielraum hat, könnte er sich vllt. die wohlgesonnenere aussuchen ? )

Wie seht ihr den Fall.
Was soll ich ihm raten?

mfg
NixNutz

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Ferdi
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Beitrag von Ferdi » Fr 15. Okt 2004, 19:55

Hallo Nix.Nutz,
Dein Freund hat Dich aber sehr genau über die gemessene Werte informiert, so dass man fast glauben könnte, es hätte jemand ganz in Deiner Nähe erwischt.
Egal
Auf jeden Fall wurden harte Drogen festgestellt; d.h. Dein Freund wird sich einer MPU stellen müssen. Diese wird aber erst sinnvoll sein, wenn er mindestens ein Jahr Drogenfreiheit nachweisen kann. Er sollte sich also alsbald ordnungsgemäß ummelden, um sich dann mit seiner Führerscheinstelle in Verbindung zu setzen, damit sie Deinem Freund hilft, eine Stelle zu finden, wo er ein Drogenfreiheitsprogramm machen kann.
Ich weis, alles keine guten Nachrichten und alles verdammt teuer.
Aber wie Du sagtes es sind harte Drogen im Spiel.
Ferdi

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Beitrag von Hartmut » Fr 15. Okt 2004, 21:28

Und auch noch Drogen der verschiedensten Art. Wollten die einen Drogencoktail mischen ?

Wie Ferdi schon schrieb, ist zunächst auf jeden Fall eine Drogenfreit nachzuweisen (unter forensischen Gesichtspunkten = kurzfristige Einbestellung zum Drogenscreening, Abgabe des Urins unter Aufsicht, Untersuchung auf alle gängigen Drogen). Zusätzlich wäre zu überprüfen, ob Drogentherapeutische Maßnahmen erforderlich sind. Wenn ja, wären diese vor einer MPU erforderlich.

PS. Hat es Dich nicht doch selbst erwischt ?

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Beitrag von RAK » Sa 16. Okt 2004, 01:34

1. Zu den Werten sollte ein Arzt befragt werden, gerade da bei Morphin keine Konzentration angegeben ist!
Allerdings haut ein solcher cocktail im Blut jeden weg, der nicht "drogentrainiert" sein dürfte.
2. MPU bei "harten Drogen" (was immer man von dieser Unterscheidung weich/hart halten will) steht ihm bevor.
3. Die zuständige Verwaltung kann er sich nicht aussuchen! Die Verwaltung des tatsächlichen Wohnsitzes ist zuständig.

Abstinenznachweise sollte er sammeln (wenn es "ein einmaliger Ausrutscher war"), sonst zur Drogenberatung.
Ein Gespräch mit der FEB kann nicht schaden (sie bekommen ohnehin die Ermittlungsakte) und die dortigen Mitarbeiter geben meist schon Tipps, was für die MPU zu tun ist. Auch ein Vorgespräch bei einer Begutachtungsstelle kann nie schaden.
Außerdem sollte geprüft werden, ob der Strafbefehl so in Ordnung geht! Möglicherweise kann die Geldstrafe gedrückt werden im Hauptverfahren. An Deiner Stelle würde ich ihm raten, anwaltliche Hilfe zu suchen, um ihn durch Straf- und Verwaltungsverfahren zu bringen.

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Nix.Nutz
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Beitrag von Nix.Nutz » So 17. Okt 2004, 13:01

Hallo Leute,

vielen Dank für Eure Stellungnahmen.
Ihr habt meine Einschätzung eigentlich voll bestätigt.

Da mein Kollege mit diesem Drogencocktail auch noch arbeiten konnte,
(ohne aufgefallen zu sein?) denke ich auch das das nicht so einmalig war, wie er sagte. Und seiner Ex muss das ja vorher auch so aufgefallen sein.

Ich werde halt versuchen Ihn zum schnellen Kontakt mit KV und MPU-Stelle zu bewegen, damit er von dem Zeugs wegkommt, aber grosse Hoffnungen mache ich mir da eigentlich nicht mehr.
Vielmehr habe ich den Eindruck, das er sich jetzt aufgibt und sich und seine Arbeitsstelle vernachlässigt.

Kann ich sonst noch was für Ihn tun?
Scheiss Drogen!

grüsse
Nix.Nutz

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Beitrag von Ferdi » So 17. Okt 2004, 13:13

Hallo Nix.Nutz,
natürlich kann Du sehr viel für Deinen Freund tun. Zunächst bleibt festzustellen, dass eine Sucht eine Krankheit darstellt, und Krankheiten können geheilt werden, wenn eine Einsicht dafür besteht. Für Dich bedeutet es, dass Du und Freunde (auch Verwandte) Deinem Freund klar machen müssen, dass nur dann Aussicht auf Heilung besteht, wenn er sich ernsthaft helfen lassen möchte. Allein Beteuerungen reichen nicht aus. Versuche Deinen Freund zu überreden, nicht nur ein Drogenfreiheitsprogamm zu besuchen, sondern auch über einen Arzt seines Vertrauens eine Suchtberatung zu besuchen. Ich rate von einer Substitution ab; es ist nur eine Verlagerung. Drängen, drohen usw. hilft mit Sicherheit nicht. Es gibt ein Sprichwort das heißt:"In Liebe fallen lassen um dann wieder vorsichtig aufzuheben".
Ich wünsch Dir und Deinem Freund alles Gute und viel Erfolg.
Gruß
Ferdi

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